Grenzgänger zwischen den Welten

Begegnungs- und Pilgerfahrt der DPSG Mainz

Als Grenzgänger zwischen den Welten erlebten sich 18 Pfadfinderinnen und Pfadfinder, die vom 8. - 22. Oktober eine Begegnungs- und Pilgerfahrt ins Heilige Land unternahmen. "Kommt und seht" (Joh 1,39) war der biblische Leitvers für die Pilgerreise. Die Einladung Jesu an die ersten Jünger, die diese begeisterte. Als Pfadfinderinnen und Pfadfinder, nicht als Touristen waren die Mainzer aufgebrochen, um zu kommen, zu sehen, sich auf Land und Leute einzulassen und davon begeistern zu lassen.

Nazaret

Nach dem Flug nach Tel Aviv erreichten die Gruppenleiterinnen und -leiter um 2 Uhr nachts Nazaret und übernachteten im Haus von Nazaret der Catholic Scout Association in Israel (CSAII). In Nazaret besuchten sie die Verkündigungsbasilika und andere Heilige Stätten. Nach einem besinnlichen Gottesdienst in der Mensa Christi Kapelle brachen sie nach Fassouta auf, wo sie von den Fassouta Catholic Scouts herzlich begrüßt und nach einer Stärkung in ihren Gastfamilien aufgenommen wurden.

Fassouta

In Fassouta, einer 3000 Einwohner Gemeinde in Obergaliläa, stand vor allem der Austausch und das gemeinsame pfadfinderische Unterwegssein im Vordergrund. Nachdem die Gastgeber die historischen Stätten des Dorfes gezeigt hatten, erkundeten sie gemeinsam mit den Mainzern die Altstadt von Akko und den nördlichsten Punkt am Mittelmeer (arab: Ra´s an naqura, hebr: Rosch haNikra) mit den Grenzanlagen zum Libanon - ein für mitteleuropäische Augen ungewohntes Bild.  Nach einem schweißreibenden Volleyballspiel ließen sie es sich nicht nehmen noch einmal ins angenehm warme Mittelmeer zu springen. Am abendlichen Lagerfeuer, bei Gesängen, Spielen und Tänzen kamen sich die Pfadfinder aus Mainz und Fassouta schnell näher und führten bis tief in die Nacht Gespräche. Bei einer Tageswanderung durch das Wadi Keziv, zeigten die Pfadfinder aus Fassouta, wo das Trinkwasser des Ortes herkommt und erforschten mit einigen Mutigen eine Quellhöhle am Keziv-Fluss.

Gennesaret

Ein zweitägiger Ausflug führte zu Pilgerstätten am See Genezaret. So pilgerte die arabisch-deutsche Pfadfindergruppe zum Berg der Seligpreisungen, der Brotvermehrungskirche und Primatskapelle,nach Kafarnaum und zu anderen Stätten am See Genezaret. Übernachtet wurde pfadfinderisch in Zelten. Noch lange klangen arabische und deutsche Lieder in die Nacht. Am Ufer des Sees feierten die Pfadfinder gemeinsam Gottesdienst und schlossen die Fahrt mit einer Paddeltour auf dem Hasbani, einem Quellfluss des Jordan ab, bei der keiner trocken blieb.

Gruppenstunde

Samstags treffen sich die Fassouta Scouts zu den Gruppenstunden. Da Spiele international sind, gab es bei den Erklärungen schnell ein Nicken und das Spiel begann. Die Zeit verging wie im Flug und schon war es Zeit das Abendessen vorzubereiten. Als Dank für die herzliche Gastfreundschaft kochten die Gäste als Gruß aus ihrer Heimat eine r(h)einhessische Kartoffelsuppe und gestalteten mit den Gastgebern einen Bunten Abend.  Nach dem Sonntagsgottesdienst in der bis zum letzten Platz gefüllten Pfarrkirche verabschiedeten sich die Mainzer Pfadfinder dankbar für die vergangenen Tage. Vor allem das gemeinsame Unterwegssein, die vielen Gespräche und die neuen Freundschaften prägten die Tage in Fassouta. Die deutschen Gäste gewannen einen Einblick in das Leben, das die Pfadfinder als arabische Christen in Fassouta im Norden Israels, nahe der libanesischen Grenze führen und wie sie es meistern.

Pilgern

Nach anstrengender Reise erreichte die Gruppe am Abend glücklich Jerusalem und nahm bei einer einstündigen Wanderung zur Pilgerherberge Kontakt mit der der Stadt auf. Für die Feier des Laubhüttenfestes aufgestellte Hütten und jüdische Pilger prägten das Stadtbild. Getreu dem Motto "Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich" erwanderten sich die Pfadfinder die Heiligen Stätten am Ölberg und in Jerusalemer zu Fuß und kamen so mit den Menschen am Weg und anderen Pfadfindern in Kontakt. Lediglich zur Gedenkstätte Yad Vashem nutzten sie den Komfort der neuen Straßenbahn.

Grenzen

Durch das Wadi Quelt wanderten die Pfadfinder zum Georgskloster und bis nach Jericho. Der Weg durch die judäische Wüste ließ sie ihre körperlichen Grenzen spüren.  Die Rückfahrt führte über Abu Dis im Osten Jerusalems. Im Schatten der Sperranlage zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten musste das Fahrzeug gewechselt werden. Palästinensische Fahrzeuge dürfen nicht nach Israel. Ein arabischer Kleinbus mit israelischem Kennzeichen brachte die Grenzgänger wieder zurück nach Jerusalem. Was für Inhaber eines deutschen Reisepasses eine kurze Kontrolle ist, gestaltet sich für palästinensische Mitfahrer schwieriger. Sie müssen sich außerhalb des Fahrzeuges einer gesonderten Kontrolle unterziehen, wie wir es auf der Heimfahrt von Betlehem erleben mussten. In Betlehem entzündeten die Pfadfinder an der Geburtsgrotte eine Friedenslichtkerze. Zu Gebet und innerer Einkehr fanden sie abseits des Trubels der Geburtskirche in der Milchgrotte und auf den Hirtenfeldern.

erzählen

"Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach" (Lk 24,35). Mit diesem Impuls aus dem Emmausevangelium erzählten sich die pilgernden Pfadfinder im Abschlussgottesdienst, was sie begeistert hat und wo sie Gott und den Menschen näher gekommen sind. Der Abschied war für alle mit der Gewissheit verbunden einst wiederzukommen. Eine besondere Freude wäre es für die Mainzer, wenn sie schon im nächsten Jahr die Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus Fassouta begrüßen könnten.

Weiterführende Links

Christian Stamm, Diözesankurat

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